Gemeinde Veltheim
Veltheim liegt am Ausgang des Schenkenbergertals in der Aareklus zwischen Wildegg und Brugg. Der 524 Hektaren grosse Gemeindebann umfasst den Ostabfall der Gisliflue-Kette und die vorgelagerte Ebene bis zur Aare.
Siedlung Bauten
Die erste Erwähnung des Namens Veltheim stammt von ca. 1260. Die Dorfsiedlung ist aber um Jahrhunderte älter; sie dürfte - zusammen mit dem «Heim im Tal» - im 6./7. Jahr-hundert entstanden sein. Die nähern Umstände liegen im Dunkeln. Der Ort war allerdings schon früher bewohnt: Archäologische Überreste aus dem Bereich des alten Dorfkerns deuten auf einen römischen Gutshof, der im 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. zur Versorgung des Legionslagers Vindonissa diente.
Auf den römischen Trümmern wurde später eine christliche Kirche errichtet. Der älteste nachweisbare Bau - eine dreischiffige romanische Basilika - wird ins 11. Jahrhundert datiert. Das Gotteshaus war Johannes dem Täufer geweiht; ein Altar zu Ehren der (sonst unbekannten) Ortsheiligen Gisela erfuhr rege Beachtung. Schon vor der Reformation zeitigte das übergrosse Gebäude jedoch Zeichen der Baufälligkeit. 1760 wurde es schliesslich durch die bis heute benutzte Hallenkirche ersetzt.
Zwei mit Treppe ngiebeln gekrönte Häuser westlich des Kirchhofs heissen im Volksmund «Pfaffenhäuser». Sie erinnern an die Behausungen spätmittelalterlicher Kapläne, die mit der Reformation ihr Amt verloren. Einige wenige Gebäude im Dorf gehen noch auf die Bernerzeit (vor 1798) zurück. Die übrigen Altbauten aus Bruchsteinmauern stammen meist aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Etwa 1,5 Kilometer südlich des Dorfes erhebt sich über einem der Gisliflue-Ostflanke vorgesetzten Felskopf die Burg Wildenstein. Die ältesten bekannten Teile der Anlage gehen ins 14. Jahrhundert zurück; der Ausbau zur bis heute bestimmenden Gestalt erfolgte um 1650. Das Schloss wurde ursprünglich von habsburgischen Ministerialen (den Herren von Rinach), später von bernischen Patrizierfamilien (von Luternau,von Mülinen, von Effinger) bewohnt. 1720-1798 war es bernischer Landvogteisitz. Im 20. Jahrhundert diente es lange als Altersheim. Heute ist es in privater Hand.
Ebenfalls Wildensteiner Herrschaftsgut war ursprünglich der Meierhof in der Au. Als «Steckhof» gehörte er bis 1798 weder zur Gemeinde Veltheim noch zur Nachbargemeinde Auenstein. Seit dem 16. Jahrhundert bestand die Siedlung aus zwei Wohnhäusern, die auf der Auensteiner Seite standen. Erst um die Wende zum 19. Jahrhundert wurden die ersten Behausungen im Veltheimer Bann errichtet.
Erwerb
Während Jahrhunderten war Veltheim ein ausgesprochenes Kleinbauerndorf. Der Getreideanbau dominierte wie im Mittelland in Form des Dreizelgensystems. Daneben wurde Rebbau betrieben; fast jede Familie besass ein Weingärtchen im heimischen Erlibach oder in den Nachbardörfern Schinznach und Oberflachs. Die industrielle Heimarbeit spielte eine untergeordnete Rolle, gab aber immerhin zunehmend im 19. Jahrhundert manchen Frauen und Kindern einen bescheidenen zusätzlichen Verdienst. Das örtliche Handwerk produzierte kaum über die engere Nachbarschaft hinaus. Viele Veltheimer wurden daher im 19. Jahrhundert zum Wegzug gezwungen: Sie wanderten nach Übersee aus oder suchten Arbeit in der Nähe von Industriezentren. Für die Zurückgebliebenen schufen einheimische Industriebetriebe (Schuh- und Kleiderherstellung, Zement- und Baustoffindustrie) mit der Zeit neue Arbeitsplätze. Veltheims Einwohnerstruktur veränderte sich daher im 20. Jahrhundert zweimal: Zunächst wandelte es sich zur Arbeitergemeinde; in letzter Zeit hat die Zahl der beruflichen Pendler zugenommen.
Gemeindeleben
Im Mittelalter spielte sich der dörfliche Alltag im Spannungsboge n Herrschaft/Gemeinde ab. Die Schlossherren von Wildenstein standen dem Dorfgericht vor und bezogen verschiedene Abgaben. Die Gemeindebehörden kümmerten sich vorwiegend um landwirtschaftliche Aufgaben oder Fragen der Gesundheits-, Feuer- oder Forstpolizei. Vom späten 15. Jahrhundert an schalteten sich zunehmend reglementierend die «Gnädigen Herren von Bern» in die Belange der Untertanen ein. Mit der Umwälzung von 1798 gelangte Veltheim zu grösserer Gemeindeautonomie. Die Anforderungen an die Gemeindeverwaltung veränderten sich aber nur langsam und haben eigentlich erst im 20. Jahrhundert, zunächst verhalten, dann aber energisch, zugenommen. Zu den wichtigsten Leistungen der vergangenen Jahrzehnte gehören die Güterregulierung, der Bau von Schulhäusern, Gemeindezentrum und Sportanlagen, die Erstellung einer leistungsfähigen Wasserversorgung und Abwasserkanalisation und die Beteiligung an wichtigen regionalen Vorhaben.
Schloss Wildenstein
Etwa 1,5 Kilometer südlich des Dorfes erhebt sich über einem der Gisliflue-Ostflanke vorgesetzten Felskopf die Burg Wildenstein. Die ältesten bekannten Teile der Anlage gehen ins 14. Jahrhundert zurück; der Ausbau zur bis heute bestimmenden Gestalt erfolgte um 1650. Das Schloss wurde ursprünglich von habsburgischen Ministerialen (den Herren von Rinach), später von bernischen Patrizierfamilien (von Luternau,vonMülinen, von Effinger) bewohnt. 1720-1798 war es bernischer Landvogteisitz. Im 20. Jahrhundert diente es lange als Altersheim. Nach der Gründung des Kantons Aargau war sie kurz Staatsdomäne. Heute ist es in privater Hand und kann nur von aussen besichtigt werden. Die Anlage hat die Form eines unregelmässigen Vierecks. Um den Innenhof gruppieren sich die beiden Bergfriede, die Ringmauer, der Palas und Ökonomiegebäude.
Auszug aus http://www.swisscastles.ch/aargau/wildenstein_d.html
Schloss Wildenstein erhebt sich auf dem niederen Jurasporn, der die Aare-Ebene beim Ausgang des Schenkenbergertals beherrscht. Ihm gegenüber liegt das Schloss Wildegg. Die Anlage von Wildenstein beschreibt ein unregelmässiges Viereck, in welchem die beiden Bergfriede die nördliche und die südliche Eckbastion bilden. Die beiden Türme sind in die Ringmauer miteinbezogen. Wohn- und Wirtschaftsbauten folgen dem Bering und bilden in der Mitte einen geräumigen Innenhof. Die südöstliche Gebäudegruppe umfasst einen repräsentativen Palas und weitere Wohnbauten. Die Ökonomiebauten lehnen sich an die nördliche Ringmauer an. Der nördliche Teil der Anlage hat bis heute sein mittelalterlich wehrhaftes Gepräge behalten, während die Wohnbauten mehrmals den steigenden Bedürfnissen nach Wohnlichkeit und Repräsentation angepasst wurden. In die Burg gelangte man durch das Nordtor, das mit einem gefassten Rundbogen mit seitlicher Schlüsselscharte ausgerüstet ist. Die beiden Türme weisen einen rechteckigen Grundriss auf und sind in gleicher Mauertechnik erstellt. Der nordöstliche ist mit einem Zinnenkranz bewehrt und schliesst an den Palas an. Der Südwestturm wurde im 18. Jahrhundert mit einem Walmdach über dem Zinnenkranz versehen. An seine Südseite schliesst ein Stück Ringmauer mit Zinnenkranz an, an der Westseite ein Ökonomiegebäude. Das behäbige zweigeschossige Wohnhaus in der Südecke wurde wohl 1645 unter Verwendung von älterem Mauerwerk im heutigen Aussehen erbaut. Das Gebäude diente im 18. Jahrhundert als Landvogtwohnung und besass deshalb eine Audienzstube gegen Osten, im Obergeschoss einen grossen Saal, ein Vestibühl und eine Vennerstube. Der 1645 erbaute Schneggen verbindet das grosse Wohnhaus mit einem rechtwinklig anschliessenden Ostflügel. Ein 1627 datierter Brunnen mit sechseckigem Trog mit den Allianzwappen Mülinen-Effinger steht in der Mitte des Hofes.
Die Anlage, wohl im 13. Jahrhundert entstanden, wird um 1300 in den Quellen als Eigengut der Herren von Rinach erwähnt. Die Herren von Rinach gestalteten im frühen 14. Jahrhundert die Burg baulich um. Aus dieser Zeit stammen wohl die beiden Türme, Teile des Berings und verschiedene Ökonomiegebäude. Die bernischen Feld- und Eroberungszüge in den Aargau von 1389 und 1415 überstand die Burg ohne Schaden. Henmann von Rinach musste aber 1415 den Bernern huldigen. Seine Burg blieb dafür unversehrt. Damit war aus der unabhängigen Allodherrschaft Wildenstein ein Lehen der Stadt Bern geworden.
1465 erwarb der Schultheiss Heinrich Hasfurter von Luzern die Anlage und liess sie modernisieren. Sein Umbau war ziemlich eingreifend, auch wenn er auf die Wohnbauten beschränkt blieb. Mit Hasfurter als Lehnsmann hatte Bern verschiedene Auseinandersetzungen. So mussten denn auch bald zwischen ihm und der Bern zustehenden Herrschaft Schenkeberg Reibereien wegen des Fährrechts über die Aare, wegen Jagdrecht und Weidgang und weiterer Rechte geschlichtet werden.
1487 übernahm Hans Rudolf Luternau die Herrschaft Wildenstein, verkaufte sie aber bereits 1491 an seine Schwäger Henmann und Hans Albrecht Mülinen, denen bereits Kasteln gehörte. Den Herren von Mülinen ist das heutige Aussehen des Wohnbaus in der Südostecke zu verdanken. Der Schneggen wurde 1645 errichtet.
1651 gelangte das Schloss durch eine Erbtochter an die Effinger von Wildegg und wurde zum Stammsitz dieses Effinger Zweiges. Wie schon auf ihrem Schloss Wildegg, liessen die Effinger von Wildegg um 1700 auch auf Wildenstein barocke Zutaten anbringen.
1720 erwarb Bern auf Anraten des Vogts von Schenkenberg die Liegenschaft, um den Landvogteisitz von Schenkenberg, der baufällig geworden war, nach Wildenstein zu verlegen. Bern beschränkte sich in der Folge lediglich auf den baulichen Unterhalt des Innern.
Nach dem Niedergang des Alten Regimes wurde Wildenstein der aargauischen Staatsdomäne einverleibt. Nach dem Verkauf der Anlage durch den jungen Kanton Aargau an Private wechselten die Besitzer häufig. Um 1850 wurde das arg vernachlässigte Schloss von den Effingern wieder instandgestellt. Die Stiftung Alters- und Pflegeheim Schloss Wildenstein konnte nach 1928 das Schlossareal als Altersheim benutzen. Diese machte verschiedene bauliche Änderungen nötig. 1959 wurde der malerische Innenhof des Schlossen mit seinen Wehr-, Wohn- und Ökonomiebauten restauriert.
Familiennamen
Von den alteingesessenen Dorfgeschlechtern sind die Familiennamen Brugger, Byland, Fricker, Geissmann, Keller, Salm, Weber, Wildi und Ziegler bis heute heimisch geblieben. Die Ortsbürger sind mit ca. 11% der Einwohner in die Minderheit geraten.
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Blau auf grünem Hügel schreitender, gelb bewehrter weisser Hahn mit rotem Kamm und Bart, überhöht von sechsstrahligem weissem Stern.» Die älteste bekannte Darstellung ist auf einem Feuereimer aus dem Jahr 1789 zu finden. Auf dem Gemeindesiegel von 1811 stand der Hahn zwischenzeitlich auf einem Ast, 1872 kam der Stern hinzu. Bis 1926 war der Hahn naturfarben, erhielt dann jedoch ein weisses, heraldisch korrektes Federkleid. 2002 erfolgte eine Änderung der Schnabelfarbe von Rot zu Gelb; gemäss heraldischer Regeln müssen Schnabel, Beine und Füsse eine einheitliche Farbe aufweisen.